Bodenschutz auf Moorböden - Renaturierung und angepasste Bewirtschaftung
Das Fachgebiet Bodengeographie und Bodenerosion an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt bereitet sich im Schuttertal auf weitere geo-ökologische Untersuchungen vor. Schwerpunkte sind neben Vermessungsarbeiten hydrologische Untersuchungen sowie eine Bodenkartierung. Das Landratsamt Eichstätt und der Markt Nassenfels unterstützen das Vorhaben in enger Zusammenarbeit, das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt ist ebenfalls informiert.
Um das Gelände, die hydrologischen- und Bodenverhältnisse einschätzen und bewerten zu können, führt das Fachgebiet daher unter der Leitung von Dr. Peter Fischer (https://www.ku.de/mgf/geographie/bodengeographie) entlang der Schutter und anderen Gräben in den kommenden Wochen weitere Untersuchungen und Vermessungen vor Ort durch. Bereits im Jahr 2021/22 liefen im Rahmen der Moorbodenkartierung erste Untersuchungen im Landkreis, die Flächen mit einem hohen Torfgehalt ausgewiesen haben. Diese sog. Potenzialflächen eignen sich deshalb besonders für den Erhalt oder die Renaturierung, was jedoch dann trotzdem am Ende auch noch von einigen anderen, wichtigen Bedingungen abhängt.
Studierende werden nun das Gelände vermessen und Wasserstände in den Gräben erfassen. Auf zuvor ausgewählten Grundstücksflächen werden Bodensondierungen vorgenommen. Für die Aufnahmen werden die Studierenden ausschließlich zu Fuß auf den Flächen unterwegs sein. Die betroffenen Eigentümer und Bewirtschafter der einzelnen Flurstücke sind vorab über die Maßnahmen informiert worden.
Allgemeine Hintergrundinformationen:
Bereits 1972 wurde die Europäische Bodencharta vom Europarat verabschiedet. In 12 Punkten wird dort die lebenswichtige Bedeutung des Bodens für die Menschheit definiert und Richtlinien für den Schutz, die Bewirtschaftung und die Produktivitätssicherung bzw. -steigerung der Böden entwickelt. Ein halbes Jahrhundert später sind nach wie vor große Anstrengungen nötig, um den Boden zu schützen. Der Druck angesichts des zunehmenden Flächenbedarfs und der konkurrierenden Flächennutzung war noch nie so groß wie heute.
Auch das 1999 verabschiedete Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) verfolgt das Ziel, nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzustellen. Bislang nicht im BBodSchG verankert ist der fachlich anerkannte Beitrag des Bodenschutzes zur Minderung von Treibhausgasemissionen. Hier spielen Moore eine besondere Rolle.
Die von der Bundesregierung verabschiedete Moorschutzstrategie (https://www.bmuv.de/download/nationale-moorschutzstrategie) und das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (https://www.bmuv.de/download/aktionsprogramm-natuerlicher-klimaschutz) sind erste wichtige Schritte für den Klima- und Moorschutz. Im Moorbauernprogramm wird für Bayern die Grundlage für die Umsetzung klima- und moorbodenverträglicher Bewirtschaftungsmaßnahmen auf freiwilliger Basis geschaffen.
Warum besteht Handlungsbedarf?
Bei entwässerten Moorböden gelangt Sauerstoff in den Torfkörper. Die bisher entwickelte organische Substanz wird abgebaut und es kommt zu einem starken Anstieg an Treibhausgasemissionen.
Sackungen der Moorböden sind eine sichtbare Folge dieses Prozesses. Mit der Zersetzung verlieren die meisten organischen Böden langfristig ihre Eignung für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung, spätestens dann, wenn die entwässerte Torfschicht vollständig aufgezehrt ist. Hinzu kommen Probleme durch Stauschichten, die zum Beispiel eine Infiltration von Regenwasser verhindern.
Nachhaltig aus Sicht des Klimaschutzes, aber auch für die zukünftige Bewirtschaftung, wäre es, diese Prozesse zu stoppen indem die Wasserstände in den Böden wieder angehoben werden. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass gleich ganze Flächen unter Wasser gesetzt werden, was gerade nahe an Bebauungen gar nicht möglich wäre, oder dass auf eine Nutzung verzichtet werden müsse. Wenn die erforderlichen Wasserstände für den Torferhalt (Wasserstände, die ganzjährig nahe der Geländeoberkante liegen) nicht möglich oder gewünscht sind, sollte der Torfschwund so weit wie möglich reduziert werden. Hierbei können (sehr) feuchte Bewirtschaftungsverfahren angewendet werden.
Was wird gemacht?
Die im Rahmen der Moorbodenkartierung entstandene Flächenkulisse der Potentialflächen stellt einen ersten wertvollen Anhaltspunkt für den Landkreis dar. Wenn tatsächlich konkrete, geeignete Flächen zur nassen Bewirtschaftung oder Wiedervernässung identifiziert werden sollen, müssen detailliertere Untersuchungen auf anderer Maßstabsebene vorgenommen werden. Für eine solche vertiefende Analyse müssen weitere Aspekte betrachtet werden.
Schwerpunkte sind daher neben Vermessungsarbeiten (Relief, Lage einzelner Flächen zu Gewässern) hydrologische Untersuchungen (Wasserstandsmessungen) sowie eine Bodenkartierung, die die bodenhydrologischen Eigenschaften wie Infiltration und Wasserleitfähigkeit mitberücksichtigt.
Es wird eine fundierte Datengrundlage benötigt, um weitere Optionen und Chancen für Flächeneigentümer zu prüfen und/oder (Moor-)Bodenschutz wirkungsvoll umzusetzen oder auch um Flächen aufgrund Nichteignung aus der weiteren Betrachtung ausschließen zu können.
Jeder Torfkörper hat seine eigene Geschichte und moorhydrologische Bedingungen können auf der anderen Straßenseite schon wieder anders sein.
Die geplante Untersuchung, die über das Landratsamt Eichstätt, Fachbereich Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Grünplanung, mit Mitteln des Natur- und Umweltprogramms und auch vom Markt Nassenfels durch Bereitstellung von Grundstücken unterstützt wird, soll eine bessere Einschätzung über die Mächtigkeit der ggf. noch vorhandenen Niedermoorgebiete geben.
Die weiteren Eigentümer und Bewirtschafter der Flächen, auf denen die Untersuchungen ebenfalls laufen, wurden bereits informiert. Sollten jemand nicht angeschrieben worden sein, sich aber angesprochen fühlen, weil er eine Fläche in den beiden genannten Bereichen hat und ggf. auch dort entsprechende Untersuchungen vornehmen lassen möchte, kann gerne eine unverbindliche Kontaktaufnahme erfolgen.
Auch für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen natürlich zur Verfügung. Hierzu melden Sie sich bei Dr. Peter Fischer, peter.fischer@ku.de.